Haben wir überhaupt eine Chance auf private Daten?

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Wenn wir unsere Kommunikation verschlüsseln und Datendienste wie Google und Facebook meiden, haben wir dann eine Chance auf eine digitale Privatsphäre? Der Publizist Evgeny Morozov veranschaulicht in einem Vortrag auf der re:publica die Bedingungen.

Haben wir überhaupt eine Wahl oder vielleicht besser gefragt, eine Chance, die eigene digitale Privatsphäre zu schützen? Sicher können wir unsere E-Mails untereinander verschlüsseln, mit (hoffentlich) sicheren Chat- und Messenger-Programmen arbeiten. Wir könnten aus Facebook austreten, Meta-Suchmaschinen verwenden und mit Strassenkarten aus Papier fahren, um Google Maps zu vermeiden. Aber angenommen das wäre alles praktikabel und wir würden es tun, würde es reichen? Und würde es vielleicht sogar was ändern? Eine Frage vor der wir von 42he auch schon des öfteren standen. 

Man kann nur sichern, worauf man Zugriff hat

Fest steht, einige Dinge sind aktuell kaum oder noch gar nicht umsetzbar. Verschlüsselte Kommunikation untereinander funktioniert, indem beide Parteien den Code oder Schlüssel zum entschlüsseln der Nachrichten haben. Deshalb können wir auch unsere Server und Verbindungen etwa des CRM-Systems verschlüsseln, weil die gesamten Daten und Verbindungen in unserem Zugriffsbereich liegen. Aber schon bei E-Mails mit Kunden ist es aktuell noch schwierig bis unmöglich, weil derjenige an den man schreibt dann im Zweifel nur die verschlüsselte Mail bekommt und sie als Textsalat sieht. Aber angenommen auch das wird in Zukunft machbar sein, weil E-Mail-Verschlüsselung zum Standard wird, sind wir dann geschützt? 

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung existiert de facto nicht

In einem kurzen Slot von 30 Minuten auf der re:publica stellte der weißrussische Tech-Journalist und Wissenschaftler der Stanford University Evgeny Morozov eine These auf: Solange die kommerziellen Akteure wie Google und Apple, aber genau so Banken,Versicherungen und Wohnungsgesellschaften selbst die Spielregeln festlegen können, was man an Daten offenlegen muss und was nicht, sind wir machtlos. Aktuell kann man um manche digitalen Entwicklungen noch einen Bogen machen, aber mit zunehmender Digitalisierung von Alltags- und Arbeitswelt wird bald ohne die eigene „Zustimmung“ keine gesellschaftliche Teilhabe mehr möglich sein. 


Die eigene Privatsphäre ist der Kollateralschaden der Digitalisierung der Wirtschaft. Was zählt ist unser virtueller Score, eine Art Bonität in die nicht nur unser finanzielles Vermögen einfließt, sondern unser gesamtes Verhalten, jede einzelne Entscheidung, an jedem einzelnen Tag.

„Versicherungen würden töten für das, was Google über uns weiß“

formulierte es Morozov vor etwa 300 Zuhörern. Schon heute können wir keine Wohnung mieten, kein Konto eröffnen, kein Mobiltelefon, geschweige denn Smartphone nutzen ohne bedingungslos die Spielregeln zu unterschreiben. Viktor Mayer-Schöneberger hatte in seinem Vortrag von dem Versuch erzählt, ein Bankkonto zu eröffnen und bei den ihm zur Unterschrift vorgelegten Papieren zwei Vertragsbedingungen zu ändern. Nicht nur konnte die Bankangestellte wenig mit diesen Wünschen anfangen, sie machte auch umgehend klar, entweder Unterschrift der Bankbedingungen oder kein Konto. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung existiert de facto nicht. 

Wir haben es in der Hand

Bei 42he kommen auch wir nicht um das klassische „Häkchen“ bei den AGB herum. Dennoch versuchen wir mit wenig Daten und Verpflichtungen unserer Kunden auszukommen (Name, E-Mail-Adresse, Bankverbindung, kein Facebook-Login, keine langfristigen Vertragsbindungen, etc.). Das ist aber eine Mischung aus einer Haltung und einem bewusst sehr überschaubaren Produkt. Als kleine Firma haben wir dadurch glücklicherweise noch selbst viel in der Hand.

von Sven Sester über Big Data und Republica
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