Notfallmama, bitte übernehmen Sie!

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Die Vereinbarkeit von Beruf und Karriere ist ein geflügeltes Wort in Politik und Medien. Doch meist bleibt es bei Worten. Angela Schmidt erfuhr dieses Problem am eigenen Leib – und gründete die Notfallmamas. Das Konzept traf eine Lücke.

Es ist November und in der Agentur läuft alles auf Hochtouren, Ende der Woche steht die finale Präsentation beim Kunden an. Ausgerechnet jetzt bringt die Dreijährige eine ausgewachsene Erkältung aus dem Kindergarten mit. Erzieher sprechen ironisch schon von „Kita-Winter 1 und 2“ - Krankheiten sind in dieser Zeit einfach unausweichlich. Was nun? Die Großeltern sind weit weg, befreundete Eltern möchten sich und ihre Kinder verständlicherweise nicht anstecken. Man selbst hat sich bereits einige Tage von der Arbeit freistellen lassen – der Gesetzgeber erlaubt hier bis zu 10 Tage im Jahr – aber da war die Kleine auch noch vom Fieber gezeichnet. Inzwischen geht es eigentlich, der Arzt empfiehlt jedoch das Kind lieber bis zum Wochenende zu Hause zu lassen. Damit wäre die Präsentation gelaufen und das Projekt stände auf der Kippe. Ein klassischer Fall für die Notfallmamas.

„Wir verstehen uns als Kindernotfallbetreuung. Qualifizierte Notfallmamas stehen innerhalb weniger Stunden Vorlauf bereit und übernehmen die Obhut für die Kinder. Sei es, weil sie krank sind oder auch – wie gerade aktuell – das Kita-Personal streikt und die Eltern nicht länger von der Arbeit wegbleiben können“, erklärt Angela Schmidt, die Gründerin der Notfallmamas. 


Angela Schmidt hat den Bedarf am eigenen Leib erfahren, bevor Sie 2012 die Firma gründete. Ihr Mann war auf Geschäftsreise und die Tochter in diesem Winter bereits zum dritten Mal krank. Es musste einen Menschen geben, der spontan einspringen konnte und gleichzeitig so vertrauenswürdig war, dass man ihm guten Gewissens sein Kind in die Hände geben würde. Die Idee der Notfallmamas war geboren. Auch heute noch nutzt Angela Schmidt den Service gern selbst, wenn sie oder ihr Mann beruflich auf eine Kinderbetreuung angewiesen sind.

Eltern und Ärzte sahen den Bedarf

Die Behörden sahen beim Gründungsantrag den Bedarf nicht, aber Eltern und Kinderärzte bestärkten die Hamburgerin weiterzumachen. Nachdem immer mehr Eltern auf den Service aufmerksam wurden, greifen inzwischen zunehmend Firmen auf die Notfallmamas zurück. Hier sieht die Gründerin auch noch viel Potential: „Knapp 30 Euro pro Stunde sind für Privatleute doch eine ordentliche Stange Geld, auch wenn es steuerlich absetzbar ist. Zumal die Firmen ja doch am meisten davon profitieren, wenn ihre Angestellten nicht ausfallen.“ 

Aus diesem Grund scheut sich Schmidt auch nicht eine angemessene Bezahlung für die Leistung der Notfallmamas anzusetzen. „Wir setzen bei der Betreuung ausschließlich auf qualifizierte Kräfte mit pädagogischem oder medizinischem Hintergrund und sind kurzfristig verfügbar. Das hat eben seinen Preis“. Aber nicht nur die Kunden profitieren: „Das Tollste dabei ist, wir stellen mit Kusshand Menschen der Generation 50+ ein, welche es auf dem Arbeitsmarkt ja häufig schwerer haben. Die gehen nicht nur souverän mit den Kindern um, sondern sind auch zeitlich flexibler, wenn es bei der Mutter dann doch ein Stündchen länger dauert als ausgemacht“, ergänzt Schmidt.

Eltern, Arbeitgeber und Kinder profitieren

Firmen wie Comdirect, die HanseMerkur oder große Kanzleien haben die Notfallmamas längst als wertvoll erkannt. Sie müssen nicht auf ihre Mitarbeiter verzichten, können sich nach außen als familienfreundliches Unternehmen präsentieren und die Kosten seit diesem Jahr sogar bis zu 600 Euro pro Mitarbeiter als Betreuungsleistung angeben, ohne dass es als geldwerter Vorteil steuerlich geltend gemacht werden müsste. Einzelne Mitarbeiter waren zunächst skeptisch, aber das legte sich schnell, wie etwa ein Vater von Comdirect berichtet: „Meine Frau und ich hatten durchaus Bedenken unsere Tochter und unsere eigenen vier Wände einer fremden Person anzuvertrauen. Aber diese Skepsis war tatsächlich völlig unbegründet. Die Notfallmama hat sofort einen Zugang zu unserer Tochter gefunden und mit einem guten Gefühl für alle Beteiligten sind wir beruhigt zur Arbeit gefahren und auch unbesorgt wieder nach Hause gekommen“. 

Ein gesundes und kontinuierliches Wachstum ist das Ziel

Gegründet wurden die Notfallmamas in Hamburg, dann kamen Berlin, Potsdam und Frankfurt hinzu. Für 2015 ist die Erweiterung auf Köln, Düsseldorf und München geplant. Um insbesondere den vertrieblichen und kaufmännischen Teil der Geschäftsentwicklung stemmen zu können, hat sich Schmidt mit Ingo Hess erfahrenen Beistand an die Seite geholt. Gemeinsam setzen sie auf ein gesundes Wachstum aus eigenen Kräften, d.h. ohne Investorenkapital. Die Ruhe als Unternehmen nicht zwanghaft schnell wachsen zu müssen hilft besonders den Mitarbeitern, die so auf eine konstante Betreuung setzen können. Fortbildungen, wie  z.B. der richtige Umgang mit Masern oder Grippewellen werden regelmäßig von externen Kinderärzten durchgeführt. 

Ohne professionellen Vertrieb und Social Media Marketing läuft nichts mehr

Für den Vertrieb erfordert die Ausweitung auf mehr Standorte eine Professionalisierung auf unterschiedlichen Kanälen. Für Mailings und anschließende Telefonakquise setzen Hess und Schmidt auf ihre CRM-Software, bei der Verbreitung von Inhalten half vor allem die Presse und die Verbreitung über Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Twitter. Ein Web-Blog wird bereits diskutiert. Thematisch eignen sich die Erlebnisse der Notfallmamas und auch das Feedback der Kunden gut für ein Empfehlungsmarketing über soziale Netzwerke, wie Angela Schmidt berichtet: „Die Mitarbeiter sind stolz auf ihre Arbeit und erzählen gerne davon, aber auch viele Firmen sind bereit ihre Erfahrungen zu teilen.“ Bei Privatleuten gebe sie jedoch in aller Regel die Namen nicht an, da die Eltern die Betreuung ihrer Kinder nicht gerne veröffentlichen. Manche fürchten auch Kritik, etwa im Sinne von: „Die kümmern sich lieber um ihre Karriere als um ihr krankes Kind“. Den Kindern hingegen ist das alles vollkommen schnuppe, denn die haben schnell raus: wenn die Notfallmama da ist, bin ich König.  

von Sven Sester über Praxisbeispiel und Empfehlungsmarketing
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