Was exponentielles Wachstum bedeutet, wissen wir spätestens seit Corona. Doch wenn es um die persönliche oder geschäftliche Entwicklung geht, haben wir es in aller Regel mit seeeeeeehr viel geringeren Steigerungen zu tun. Nennen wir es also eher Marathon als Sprint.
Wenn etwas lange dauert, neigen Menschen dazu, Routinen zu entwickeln. Oder auch „Nicht-Routinen“. Beispielsweise indem wir nach der Arbeit eben nicht mehr zum Sport gehen, sondern uns vor den Fernseher setzen. Oder indem wir alle Aufträge annehmen, die reinkommen, anstatt gezielt Kunden anzusprechen, die sich wirklich rechnen.
Routinen sind deshalb auch schrecklich und zudem fürchterlich spießig - quasi der alte Zopf, den die Consultants dieser Welt abschneiden und durch „innovative Lösungen“ ersetzen wollen.
Auf Parties lässt sich dazu prima Paulo Coelho zitieren:
„Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, der sollte es mal mit Routine versuchen: die ist tödlich.“
„Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, der sollte es mal mit Routine versuchen: die ist tödlich.“ Paulo Coelho
Routine - ganz schlimm.
Dabei würde ich sagen, nichts hat das Zeug Entwicklungen so positiv zu beeinflussen, wie die EINFÜHRUNG sinnvoller Routinen, respektive die ÄNDERUNG negativer Routinen!
Warum? Weil Routinen extrem mächtig sind, in jeder Hinsicht. Schlimmstenfalls können sie zu regelrechten Zwängen werden (schon gecheckt, ob der Herd aus ist?). Auf der positiven Seite jedoch lässt sich diese Kraft durchaus nutzen. Ich halte mich deshalb lieber an folgendes Zitat:
"Du wirst dein Leben niemals verändern, solange du nicht etwas veränderst, das du täglich tust. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in deiner täglichen Routine!" John C. Maxwell
"Du wirst dein Leben niemals verändern, solange du nicht etwas veränderst, das du täglich tust. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in deiner täglichen Routine!" John C. Maxwell
Übung macht den Meister und andere Kalendersprüche
Haben Sie sich schon einmal gewundert, warum andere Menschen Sie „überholt“ haben, obwohl sie vielleicht unter schlechteren Bedingungen gestartet sind? Beim Sport, in der Musik oder beim Lernen einer Sprache? Die Antwort ist oft dieselbe: Selbstdisziplin, Konstanz, Beharrlichkeit. Letztlich - Routinen.
Die Redewendung, dass sich ein Anfänger von einem Profi nur durch 10.000 Stunden Training unterscheidet, hat durchaus einen wahren Kern. Viele Fähigkeiten verlangen wesentlich mehr praktisches Tun, als theoretisches Erlernen. Gleichzeitig bedarf es (nach dem (80/20-Pareto-Prinzip) viel weniger Wissen, um eine Disziplin zu beherrschen, als wir so meinen.
Wussten Sie etwa, dass sich mit 4 Akkorden hunderte bekannter Songs spielen lassen? Auch benötigt es nur etwa 2000 Worte, um in einer Sprache praktisch jegliche Alltagskonversation führen zu können. Und während Kraftsport-Legenden wie Arnold Schwarzenegger noch schrieben, man müsse täglich mehrere Stunden im Gym verbringen, liest man heute in Studien, dass deutlich kürzere Einheiten vollkommen ausreichen, um zu respektablen Ergebnissen zu kommen.
ABER, und darin sind sich alle einig: Es bedarf an Routinen und konstantem Üben, Üben, Üben. (Und nicht Bücher lesen und Tutorials gucken :))
Entscheidungen sind anstrengend
Chaos führt zu Stress und zwar in verschiedener Hinsicht. Sicher, viele Minimalisten schwören darauf an einem aufgeräumten Schreibtisch produktiver zu sein, aber darum soll es hier nicht gehen.
Chaos im täglichen Leben zwingt uns dazu, permanent Entscheidungen zu treffen - und das ist anstrengend. Routinen nehmen uns genau das ab und schaffen Platz, für wichtige Entscheidungen.
„You’ll see I wear only gray or blue suits,“ [Obama] said. „I’m trying to pare down decisions. I don’t want to make decisions about what I’m eating or wearing. Because I have too many other decisions to make.“
“You’ll see I wear only gray or blue suits,” [Obama] said. “I’m trying to pare down decisions. I don’t want to make decisions about what I’m eating or wearing. Because I have too many other decisions to make.”
Deshalb ist eine bestimmte Morgenroutine auch für viele Menschen so wichtig, denn sie nimmt Stress raus.
Und wer es schafft, seine Morgenroutine von 3 Tassen Kaffee auf eine Tasse Kaffee und 20 Minuten Workout und/oder Meditation umzustellen, wird wahrscheinlich zum Superhelden. Aber ok, lasst uns nicht übertreiben.
Anker der Ruhe
Routinen schaffen Strukturen, quasi Ankerpunkte zur Orientierung. Nicht nur Kinder verlangen deshalb förmlich danach, dass das Zu-Bett-Geh-Ritual mit militärischer Präzision eingehalten wird. Auch Erwachsene profitieren davon.
Pro-Tipps an der Stelle zum Thema „Schlafroutine“:
- Zwei Wecker stellen. Einen zum Aufstehen und einen zum ins Bett gehen (verhindert nicht nur zu Corona-Zeiten das Versacken.
- Handy vor dem Schlafengehen auf Flugmodus und erst NACH der Morgenroutine wieder umstellen (verhindert das Gedankenkarussell noch im Bett)
Der ROI ist riesig
Das Tolle und Dankbare an der Änderung von Routinen ist: Der Effekt ist riesig im Vergleich zum Einsatz. 15 Minuten mit dem Rad zur Arbeit anstelle des Autos und Sie erreichen bereits das Minimum an Bewegung, das die WHO einem Erwachsenen pro Tag empfiehlt. Auf einen Schokoriegel pro Tag zu verzichten entspricht kalorisch 3x pro Woche einer Stunde Jogging. Was ist leichter umzusetzen?
Darüber hinaus gibt es viele Routinen, die für nahezu alle Lebenssituationen anwendbar und wirklich wirkungsvoll sind, z.B.
- Alles, was weniger als zwei Minuten benötigt, sofort erledigen.
- Eine Routine nie zweimal hintereinander brechen.
Allein diese zwei Sätze zu verinnerlichen, kann praktisch alles ändern.
Einfache Routinen haben aber auch echtes Business-Potential. Konsequentes ToDo-Listen Pflegen beispielsweise. Oder jeden Kontakt oder potentiellen Kunden mit einer ganz kurzen Notiz in seiner CRM-Software eintragen :)
Wem der Name Paul Ripke nichts sagt, seine Bilder vom WM-Finale in Rio oder Formel-Eins-Fotos von Nico Rosberg haben sicherlich die meisten schon gesehen. Sein Podcast AWFNR mit Joko Winterscheidt gehört zu den reichweitenstärksten Deutschlands.
In einer Folge erwähnt Paul, dass er sich vor Jahren angewöhnt hat, jede Woche mindestens 10 Leute anzuschreiben (mit möglichen Geschäfts- oder Projektideen). Notfalls auch wieder und wieder. Er wird dabei nicht müde zu erwähnen, dass bei ihm 9 von 10 Projekten nicht zustande kommen, aber eben doch immer eins. Und das macht den Unterschied.
Das gesagt, grüße ich kurz den kleinen Paul auf meiner Schulter und mache mich daran, mal wieder bei ein paar Leuten nachzuhaken, anstatt alles im Sande verlaufen zu lassen. Corona ist schließlich eine Ausrede für vieles, aber nicht für schlechte Angewohnheiten. Oder miese Routinen. Packen wir’s an.