Marketing-Dampfplauderer geht nach Hause!

3 Minuten Lesezeit

Wer liest gerne Webseiten voller Marketing-Jargon? Genau. Trotzdem findet man sie überall - und bei grausiger Sprache alleine bleibt es nicht.

Blau und Weiß - das war ungefähr alles, was ich nach ca. fünf Minuten des Lesens auf der Firmen-Homepage herausbekommen hatte. Man hat in diesem Unternehmen offensichtlich ein Faible für Blau und Weiß. Die gesamte Seite sieht modern und schick aus, erklärt aber an keiner Stelle, worin das Geschäftsmodell besteht. Als hätte man die Web-Agentur „Generic - für Seiten ohne Aussage“ engagiert, ihren Job sehr, sehr gründlich zu machen.

Was ich erfahre, ist, dass man „ganzheitlich“ arbeitet und „auf Augenhöhe mit Respekt vor dem Kunden“. Dass man dort angeblich „Solutions“ liefert und offensichtlich ein guter Kunde bei Fotolia ist, einem Anbieter für universelle Werbe-Fotos. Vorwiegend hält man sich an Bilder, die wohl so etwas wie Wohlstand und sportliche Dynamik ausdrücken sollten: Segelschiffe, Golfspieler, Menschen in Business-Outfits. Und eben alles in blau und weiß.


Einen Image-Film gibt es nicht, aber er hätte sicherlich so ausgesehen:


Wie ein Namensschild ohne Namen

Warum, frage ich mich, warum gibt man mindestens Zehntausend Euro für eine Homepage aus, die nichtmal das Minimum dessen erfüllt, was eine Unternehmenswebseite leisten soll: dem Besucher das eigene Geschäft zu erläutern! Was machen wir, wer sind wir, wo und wie erreichen sie uns, fertig. Man kann das ja beliebig ausbauen, ergänzen und optisch unterstreichen, aber diese Informationen muss der Besucher innerhalb von 20 Sekunden erfassen können. Als Multimilliarden-Mischkonzern kann das anders aussehen, aber als kleines und mittleres Unternehmen ist das eigentlich immer möglich.

Sag es treffender

Nun mag es so sein, dass das eigene Geschäft weder besonders außergewöhnlich, noch hoch spezialisiert, noch sonst irgendwie beeindruckend ist. Das macht es aus Marketingsicht komplizierter, ist aber nicht so heikel, dass man sich deswegen hinter unzähligen Floskeln verstecken muss. Tausende Restaurants, Handwerker und Werbeagenturen teilen dieses Schicksal. Sie alle versuchen, durch gute Qualität und vielleicht durch eine geschäftliche Nische zu überzeugen. Aber würde eine Schreinerei deswegen darauf verzichten, sich Schreinerei auf die Webseite zu schreiben? O.k, vielleicht würde man es Tischlerei nennen, aber mir auf der Startseite nur die Firmenphilosophie erklären und „Solutions“ verkaufen wollen? Wohl kaum.

"CEO" von zwei Angestellten

Was sich auf der zu Beginn erwähnten Webseite ebenfalls nicht ausmachen ließ, war, um wie viele Personen es sich ungefähr handelte. Hatte ich es mit einem 3-Mann-Startup zu tun oder mit einem 500 Mann starken Unternehmen? Sind kleine Firmen so peinlich, dass man versuchen muss, die Größe zu kaschieren? Anfangs waren es noch einige Startup-Gründer, die sich mit Titeln wie „CEO“ schmückten, aber in der Szene ist inzwischen angekommen, dass man sich damit nur lächerlich macht.

Hauptsache, der Anzug sitzt

Witziger Weise sind es heute meist kleine Läden, die sich vermutlich etwas wie „Consulting“ oder „Business Solutions“ auf die Visitenkarte drucken würden, die noch durch solch ein Gebaren auffallen. In dem oben genannten Fall handelte es sich letztlich um eine Vermögensberatung aus 2(!) Personen, die gemeinsam gefühlt über 100 Jahre Erfahrung in 30 verschiedenen Industrien zu verfügen schienen. Jedenfalls präsentierten sie sich so. Ob ich so viel heißer Luft mit gutem Gefühl mein Geld anvertrauen würde? Eher nicht.


von Sven Sester über Marketing und Worst practice
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