Zählen Blogs und Podcasts eigentlich auch unter Pressearbeit? Lohnt es sich für Ihr Unternehmen, Blogger anzusprechen, um eine größere Öffentlichkeit zu erreichen? Und kontaktiert man Blogger auf die gleiche Art und Weise wie klassische Journalisten? Diese Fragen haben wir im Interview mit Journalistin und Online-Unternehmerin Marike Frick geklärt.
In unserer Artikel-Serie PR für KMU zeigen wir Ihnen auf, wie Sie Pressearbeit für Ihr Unternehmen nutzen können, wie Sie geeignete Medien identifizieren und Journalisten ansprechen sollten. Aber wo genau zieht man die Grenze, wenn man von Pressearbeit spricht? Gehört der persönliche Blog einer Mutter dazu, die über ihren Familienalltag berichtet und damit täglich tausende Leser erreicht? Oder der Podcast eines Unternehmers, der Interviews mit Marketing-Experten führt? Durch Soziale Medien und Online Magazine lässt sich heute häufig nicht mehr unterscheiden, wobei es sich um ein klassisches Medium handelt. Ob diese Unterscheidung überhaupt wichtig ist, darüber haben wir mit Marike Frick gesprochen und sie außerdem dazu befragt, wie man Blogger am besten anspricht. Die ausgebildete Journalistin und Online-Unternehmerin zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern unter www.wasjournalistenwollen.de, wie sie ihre Pressearbeit selbermachen können. An ihren Erfahrungen lässt Marike uns im Interview teilhaben.
Ob "offizielles" Online-Magazin oder Blog ist total egal.
Ich fasse die unterschiedlichen Bereiche in der Regel unter Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Darunter kann man dann auch Newsletter Marketing und Social Media Aktivitäten sehen, also alle Kanäle, in denen Content erscheint. Wenn ich die Grenze kleiner ziehe und von klassischer Pressearbeit spreche, dann meine ich damit Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen usw., also die klassischen Medien. Allerdings ist es hier tatsächlich schwierig, eine klare Unterscheidung zu machen: ein Portal wie deutsche-startups.de ist im Prinzip ein Online-Magazin, weil eine Redaktion dahintersteckt. Aber was ist ein Blog mit einem Team von zwei Leuten: Ist das auch eine Online-Redaktion und zählt damit unter Medium? Ich halte es allerdings nicht für wichtig, ob man diese Unterscheidung macht. Wichtig ist, dass man mit seinen Themen präsent ist. Um zu entscheiden, ob ich dieses Ziel besser mit klassischen Medien oder beispielsweise über Blogs erreichen kann, muss ich einen Schritt zurück gehen und mich fragen, was ich eigentlich will. Wenn ich mein Prestige steigern möchte, dann würde ich eher zur Ansprache klassischer Medien wie großer Zeitungen, Fernsehen oder Radio raten. Aber wenn ich sage, ich will im Netz präsent sein, um gefunden werden, dann bringt es nicht so viel in der Zeitung zu erscheinen, dann würde ich die Online-Medien angehen. Und dann ist es total egal, ob es sich um ein “offizielles” Online-Magazin oder um einen Blog handelt.
Statt eine Faustregel oder ein Rezept zu geben, würde ich auch an dieser Stelle wieder einen Schritt zurücktreten und mir das Medium zunächst angucken. Wenn ich feststelle, dass ein Medium viele Produkttests veröffentlicht, dann kann es Sinn machen, das eigene Produkt hinzuschicken. Einem Blog, der viele Interviews veröffentlicht, biete ich mich hingegen lieber als Interviewpartner an. Wenn viele Gastbeiträge auf dem Blog erscheinen, macht es Sinn, einen Gastbeitrag anzubieten und so weiter. Also immer erst einmal das Medium angucken und dann eine Strategie entwickeln. Hingegen erst eine Strategie zu entwickeln, die man dann auf alle anwenden will, ist wenig zielführend.
Was Pressemitteilungen betrifft: Ich würde keine Pressemitteilungen an Blogger schicken, rate aber auch bei klassischen Medien in der Regel von Pressemitteilungen ab. Stattdessen bin ich selbst bei Bloggern immer ganz gut gefahren, indem ich Themenvorschläge angeboten habe. Auch Kooperationen mit Bloggern können vielversprechend sein. Eine Möglichkeit besteht darin, das eigene Produkt dem Blogger zur Verfügung zu stellen, damit dieser es unter seinen Lesern verlosen kann.
Wenn man sich überlegt, wie man einen Blogger oder eine klassische Redaktion anspricht, dann sollte man sich immer fragen: Was kann ich demjenigen bieten? Was hat er davon, mein Thema aufzugreifen? Das kann wie bereits angesprochen, eine Verlosung sein. Aber auch nützlicher Content, der die Leser weiterbildet oder ein Interview, in dem ich von meinen Erfahrungen berichte, die sonst keiner gemacht hat, kann für Redaktionen sehr interessant sein. Grundsätzlich sollte einem bewusst sein, dass Journalisten und Blogger von sehr vielen Unternehmen angesprochen werden, daher sollte man sich immer fragen, warum bin gerade ich interessant? Was kann ich liefern, was sonst keiner liefern kann?
Blogger müssen irgendwie Geld verdienen und daher ist es absolut verständlich, dass sie nach Wegen suchen, wie sie Geld mit ihrem Blog verdienen können. Über die Wirkung von Sponsored Posts möchte ich keine Aussage treffen, weil ich keine Erfahrungswerte damit habe. Ich rate meinen eigenen Kunden in der Regel davon ab und bin der Meinung, dass man sehr viel glaubwürdiger ist, wenn man es in einen „richtigen“ Artikel schafft. Daher würde ich immer erst einmal alle Bemühungen daran setzen, in einen solchen Artikel reinzukommen. Für mich ist das eine Glaubwürdigkeitsfrage: Ich werde werblich wahrgenommen, wenn über dem Artikel Sponsored Post steht. Ich persönlich klicke da schon gar nicht.
Gastartikel funktionieren überall online.
In der Regel funktionieren Gastartikel überall online. Das liegt daran, dass die klassischen Medien fast alle auch im Netz vertreten sind und die Online-Redaktionen oft sehr klein sind und ständig neuen Content produzieren müssen. Wenn man wirklich gute Themenideen hat, rennt man mit Vorschlägen für Gastartikel also durchaus offene Türen ein. In dem Fall platziert man sich als Experte für ein Thema und teilt sein Wissen in einem Fachbeitrag. Dieser darf nicht werblich sein sondern zeigt nur, dass man sich bei einem Thema auskennt. Ich halte dies für eine sehr gute Strategie: Man hinterlässt seine Fußspuren im Netz. Sobald man den Gastbeitrag vereinbart hat, würde ich immer versuchen auszuhandeln, dass auf die eigene Website verlinkt wird. Immerhin investiert man Zeit und Grips in die Erstellung des Artikels. Ein Honorar kann man für Gastartikel aber nicht erwarten, schließlich ist den Redaktionen und Bloggern auch klar, dass man die Gastartikel für Eigenwerbung nutzt. Ich habe eine Liste mit 122 Blogs und Podcasts erstellt, die Gastbeiträge und Interviews veröffentlichen, die man sich auf meiner Webseite herunterladen kann.
Natürlich ist es für dein Google Ranking wichtig, dass andere Seiten auf die eigene Webseite verlinken. Für den Einsatz von Gastartikeln sprechen aber weitere Gründe:
Wenn jemand nach dir oder deinem Unternehmen googelt und sieht, dass du schon in diversen Medien präsent warst, dann steigert das deine Glaubwürdigkeit.
Außerdem kannst du mit Gastartikeln eine Kostprobe deiner Arbeit geben. Du holst die Leute mit deiner Expertise an der Stelle ab, an der sie stehen und kannst damit zeigen, dass du der richtige bist.
Zuletzt machen Gastbeiträge auch bei deinen bestehenden Kunden Eindruck. Wenn man einen Gastartikel veröffentlicht, macht es daher sehr viel Sinn, darauf hinzuweisen, also über den eigenen Newsletter oder Social Media Kanäle die Veröffentlichung ruhig ein bisschen zu feiern.
Wir alle suchen im Internet nach Lösungen.
Es ist immer einfacher, wenn man Dienstleister ist, auf jeden Fall. Die Herausforderung ist es, Themen zu finden, die auch für Produkte funktionieren. Ich würde mich fragen, was treibt die Leute um, die sich an den Rechner setzen und etwas googlen, damit sie auf mich stoßen? Wir alle suchen im Internet nach Lösungen, welche Lösungen kann ich bieten? Da muss man ein bisschen kreativ werden und um die Ecke denken, damit man nicht einfach nur über sein Produkt schreibt, sondern zu Diensten steht. Denn das Internet ist eine riesige Dienstleistungsmaschine. Um bei dem Beispiel mit den Kleidern zu bleiben: Viele Leute fragen sich vielleicht, welches Outfit für eine Cocktailparty oder eine Hochzeit angemessen ist. Ich könnte diese Frage also in einem Gastartikel beantworten und somit dafür sorgen, dass mehr Leute auf meine Webseite stoßen und sehen, dass es bei mir die schönsten Abendkleider gibt.
Ich habe Gastbeiträge vor allem am Anfang meiner Selbstständigkeit als Strategie eingesetzt, um mein Business ans Laufen zu kriegen. Ich habe mir überlegt, wo hält sich meine Zielgruppe auf? Damals dachte ich - was sich dann gar nicht als richtig herausgestellt hat - dass vor allem Gründer an mir interessiert sein könnten. Sie können sich in der Regel keine PR-Agentur leisten und haben deshalb vielleicht Interesse an einem Online-Kurs zum Thema Pressearbeit. Also habe ich bei deutsche-startups.de oder bei den Mompreneurs Gastartikel platziert. Letztendlich sind meine Kunden aber vor allem Dienstleister und deswegen habe ich dann weitere Gastbeiträge angeboten bei Blogs, die eine ähnliche Zielgruppe haben, wie ich selbst. Ich bin also weggegangen von den Gründern, hin zu den Coaches, Trainern und Beratern. Um die passenden Medien und Blogs zu identifizieren, gucke ich mich in meinem Dunstkreis um oder frage auf meiner Facebook-Seite, ob mir jemand Blogs empfehlen kann.
Podcasts schaffen Nähe und Vertrauen.
Ich beschäftige mich noch nicht so lange mit Podcasts und fange erst an, sie verstärkt zu nutzen. Ein Argument für Podcasts, das ich immer wieder höre und nur bestätigen kann: Beim Hören eines Podcasts bleibt man viel intensiver dran, als beim Lesen eines Artikels. Wenn man jemanden eine halbe Stunde am Ohr hat, schafft das unheimlich viel Nähe und Vertrauen. Es ist natürlich eine Zeitfrage, aber grundsätzlich halte ich es für richtig, sowohl auf Podcasts als auch auf klassische Artikel zu setzen. Es sei denn, man sagt ganz klar, ich bin kein guter Schreiber, aber ein guter Redner oder umgekehrt. Ich glaube, dass Podcasts unheimlich zunehmen werden und das aus einem guten Grund.
Über Marike Frick:
Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selbermachen. Ihre Texte sind unter anderem in DIE ZEIT, Brigitte, Mare und Financial Times Deutschland erschienen. Mit ihrer Familie lebt sie derzeit in Genf. Infos unter www.wasjournalistenwollen.de
Sie möchten stattdessen mehr zum Thema lesen? Bisher sind in der Serie "PR für Selbständige und KMU" folgende Artikel erschienen:
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